Montag, 24. März 2014

Genschalter gegen Alzheimererkrankung

US-amerikanische Forscher haben möglicherweise ein wichtiges Puzzleteil in der Alzheimer-Pathologie entdeckt: den Genschalter REST. Er spielt vor allem in der embryonalen Gehirnentwicklung eine Rolle, wird aber auch im Gehirn von Älteren wieder zunehmend aktiv. Er schützt dort die Zellen vor der toxischen Wirkung falsch gefalteter oder verklumpter Proteine. Das berichten Tao Lu und Kollegen von der Harvard Medical School in Boston im Fachjournal «Nature». Wenn dieser Stressschutz ausfällt, können Demenzen auftreten. Der repressor element 1-silencing transcription factor (REST) schaltet Gene ab, die den Zelltod einleiten, und aktiviert dagegen solche, die das Neuron vor Stress schützen, wie die Forscher in Zellkultur-Untersuchungen herausfanden. Um die Funktion des Transkriptionsfaktors genauer zu untersuchen, entwickelten die Wissenschaftler Knock-out-Mäuse, die kein REST herstellen. «Diese Tiere waren im jungen Erwachsenenalter unauffällig, aber als sie älter wurden, begannen die Gehirnzellen in den Hirnregionen zu sterben, die auch bei Alzheimer betroffen sind: der Hippocampus und der Cortex», sagt Seniorautor Professor Dr. Bruce Yankner in einer Pressemitteilung. Diese Ergebnisse versuchten die Forscher auch beim Menschen zu bestätigen: Hierfür analysierten sie Hirngewebeproben von Verstorbenen. Dabei zeigte sich, dass der Gehalt von REST in den Zellen eng mit den kognitiven Fähigkeiten der Personen vor ihrem Tod korrelierte. Gesunde hatten eine hohe Konzentration, Personen mit milden kognitiven Defiziten eine geringere, während Demenzpatienten kaum noch REST aufwiesen. Die Autoren selektierten die Proben mit Alzheimer-Pathologie und teilten diese in zwei Gruppen ein: solche, die von Personen stammten, die Demenzsymptome entwickelt hatten, und solche von Personen ohne Demenz. Die Analyse zeigte, dass Personen mit asymptomatischer Alzheimer-Pathologie eine dreifach höhere Konzentration an REST aufwiesen als Personen mit Demenz. Eine hohe Konzentration von REST im Zellkern der Neurone könnte diese vor der schädlichen Wirkung von Amyloid-Ablagerungen oder τ-Fibrillen schützen, vermuten die Forscher. Sie hoffen, dass diese Erkenntnisse irgendwann therapeutisch genutzt werden können. «Wenn wir das Stress-Resistenz-Gennetzwerk medikamentös hochregulieren könnten, wäre es möglich, früh in der Pathogenese einzugreifen», sagt Yankner. Die Forscher glauben jedoch nicht, dass REST das Ende vom Lied ist. Yankner ist überzeugt, dass noch andere Moleküle, die bis jetzt noch nicht in den Fokus der Forschung gerückt sind, in der Pathologie eine Rolle spielen. (ch) doi: 10.1038/nature13163

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